Die ökologische autofreie Überbauung
Portrait
Die Siedlung Hunziker ist als Leuchtturm-Projekt angelegt. Im Rahmen der 100-Jahr-Feiern der städtischen Wohnbaupolitik ist die Baugenossenschaft mehr als wohnen als Initiative des Dachverbandes der Wohnbaugenossenschaften, von 30 Genossenschaften und der Stadt Zürich sowie weiteren beteiligten Institutionen entstanden. Bezweckt wird die Realisierung eines innovativen und zukunftsweisenden Projekts. Die Siedlung Hunziker Areal soll zudem als Lernlabor dienen hinsichtlich des ökologischen Bauens und Wohnens. Teil des Mobilitätskonzepts ist eine Mobilitätsstation im Quartierteil mit Velos, Veloanhängern, Elektrovelos und Carsharing-Autos. Die Siedlung ist ca. 1.2 Kilometer vom S-Bahnhof Zürich-Oerlikon entfernt. Sie ist zudem durch zwei Buslinien mit vier bis acht Verbindungen pro Stunde sowie durch eine Tramlinie in der Nähe erschlossen (ca. 500 Meter Fussweg). Die Nahversorgung kann als gut beschrieben werden. Einkaufsmöglichkeiten gibt es konzentriert im Zentrum Oerlikon, welches ca. 1.5 Kilometer entfernt liegt. Coop und Migros sind je circa 600 Meter entfernt an der Wallisellenstrasse und im Glattpark. Umgesetzt wurde zudem die Einmietung verschiedener Gewerbebetriebe, die das lokale Angebot erhöhen (Lebensmittelladen, Praxen, Restaurant etc.)
- 1-1.5 Zimmer 15
- 2-2.5 Zimmer 44
- 3-3.5 Zimmer 96
- 4-4.5 Zimmer 133
- >5 Zimmer 82
- 3.5 Zimmer env. CHF 1 800 - 2 200.-, 230/m2 (ca.)
- 4.5 Zimmer -
Gegenüber Baubewilligungsbörden:Baurechtsver trag mit Stadt sowie bindendes Mobilitätskonzept.
Gegenüber MieterInnen:Mietverträge mit Autoverbot.
siehe Kanton Zürich
Erfolgsfaktoren
- Erfolg ist noch nicht abschliessend messbar, Praxis fehlt
- Grösse des Projekts ermöglicht räumlich und strukturell eine Vielzahl von lokalen Angeboten, welche teilweise noch nicht vorhandene Qualitäten kompensieren.
- Grösse des Projekts ermöglicht den Aufwand, um die Konzepte zu entwickeln.
- Grösse des Projekts ermöglicht spezifische Kompensationsangebote (Car-Sharing, Mobilitätsangebote.
- Etablierte genossenschaftliche Vorteile und die Nachfrage im Grossraum Zürich ermöglichen, die Vermietungsrisiken einzugehen.
- Das Projekt ist keine Siedlung sondern ein Quartierteil. Das Angebot ist vielfältig und deckt verschiedene Bedürfnisse ab, autoarm ist nur ein Aspekt, keine „verbiesterte“ Ökosiedlung.
- Es bestehen auf dem Areal und in der Umgebung „Korrekturmöglichkeiten“. Wenn sich die beschränkte Anzahl Parkplätze mittelfristig als Problem erweisen sollte, könnte im begrenzten Umfang nachgerüstet werden. Dies war vor allem auch für die Bewilligung ein wichtiges Argument.
Stolpersteine
- Misserfolg ist noch nicht abschliessend messbar, Praxis fehlt
- Hoher Erklärungs- und Kommunikationsaufwand in der Vermietung.
- Weil es gelungen ist, in der Vermietung ein sehr breites Publikum anzusprechen, wird das Thema Autobesitz zum Selektionskriterium. Wir verlieren „gute“ Mieter, die z.B. aus kulturellen Gründen nicht verstehen, weshalb Autobesitz etwas Negatives sein soll.
- Hoher Aufwand die Konzepte zu entwickeln und zu implementieren.
- Komplexe Zusammenhänge mit der Gewerbevermietung, damit die zusätzlichen Angebote (Quartierinfrastruktur, Mobilitätsstation) auch wirklich geschaffen werden.
- Wie bewähren sich die hohen Ansprüche im Laufe der Zeit (wenn z.B. Kinder erwachsen werden und unbedingt ein Auto wollen, kann dies zu familiären Konflikten führen)?
- Kontrollaufwand, ständige Kommunikation in Grossprojekt mit vielleicht nicht so starker sozialer Kontrolle.
- Auswirkungen auf die Gewerbevermietung sind noch unklar. Es könnte Konflikte um Besucherparkplätze geben und es gibt Gewerbebetriebe, die auf die Erreichbarkeit mit Autos angewiesen sind.
Erkenntnisse
Auch hier wird die Praxis weitere Erkenntnisse liefern.
- Dimension des Projekts ist für viele Aspekte entscheidend.
- Im städtischen Umfeld kann Autofreiheit durchgesetzt werden. Die Frage ist allerdings, ob damit in einem überhitzten Markt nicht einfach ein zusätzliches Selektionskriterium für den Erhalt einer Wohnung geschaffen wird.
- Vermutlich wäre eine deutliche Reduktion der Parkplatzzahl (mit allen Vorteilen für den Bau in dichten Quartieren und für die induzierte Mobilität in überlasteten, städtischen Räumen) gegenüber den Vorgaben in der Parkplatzverordnung problemlos möglich.
- Die Frage ist offen, ob es nicht vernünftiger wäre überall die Parkplatzzahlen zu reduzieren, als in einigen wenigen Projekten sehr wenige oder gar keine Parkplätze anzubieten.
- In der Erstvermietung und der Pionierphase eines Projekts ist expliziter, vertraglich geregelter Autoverzicht durchsetzbar. Es ist aber unklar, ob dies ein langfristig, nachhaltiges Konzept ist.
- Die Auswirkungen auf das soziale Gefüge der Erstvermieterschaft müssen untersucht werden. Schafft der gemeinsame Autoverzicht Identität, wirkt er ausschliessend oder produziert er mit der Zeit auch Neid, Missgunst und Konflikte?
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