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Autofreie Mustersiedlung Klein Borstel, Hamburg-Ohlsdorf

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Zukünftige Bewohnerinnen und Bewohner von Anfang an miteinbeziehen

Portrait

Die autofreie Siedlung in Klein Borstel existiert seit 2008. Sie befindet sich in einem Neubaugebiet in Hamburg-Ohlsdorf, nördlich des gleichnamigen und weltgrössten Parkfriedhofs, rund 10km Luftlinie von der Innenstadt entfernt. Die Siedlung befindet sich rund 350 Meter vom S-Bahnhof Kornweg entfernt, von wo aus Züge in 25 Minuten zum Hamburger Hauptbahnhof fahren. Am Bahnhof befindet sich das historische Ortszentrum von Klein Borstel mit verschiedenen Geschäften und Dienstleistungsbetrieben.

Die Siedlung wurde als gemeinschaftliches autofreies Wohnprojekt von zukünftigen Bewohner:innen geplant und durch die Stadt Hamburg sowie eine Stiftung unterstützt. Sie besteht aus Passivhäusern und setzt sich zusammen aus 30 Wohneinheiten einer Eigentümer-Gemeinschaft sowie 32 Wohneinheiten welche zur bestehenden Genossenschaft «Wohnungsverein Hamburg von 1902» gehören und deren Mieter:innen in einem Verein organisiert sind und über Selbstverwaltungsrechte verfügen. Die Siedlung beinhaltet zwei Besucher-Parkplätze, einen Carsharing-Standplatz, mehrere Fahrradschuppen sowie eine Velo-Werkstatt.

Erfolgsfaktoren

  • Die Siedlung entstand aus der Initiative einer Gruppe zukünftiger Bewohner:innen, welche viel Zeit und Engagement einbrachten.
  • Die Stadt Hamburg unterstützte das Vorhaben im Rahmen der Förderung von Baugemeinschaften (inzwischen besteht in Hamburg auch keine Parkplatzerstellungspflicht mehr).
  • Hohe Identifikation der Bewohner:innen, lebendiges Gemeinschaftsleben mit zahlreichen Aktivitäten sowie einer Online-Kommunikationsplattform. Es gibt auch eine Food-Coop und gemeinsam organisierte Gemüse- und Obst-Lieferungen.
  • Attraktive Gestaltung durch grosse gemeinsame Grundfläche mit Spielplätzen in der Mitte der Siedlung sowie einem Gemeinschaftsraum für alle.
  • Die Erschliessung mit der S-Bahn (zu Stosszeiten alle 5 Minuten, abends und am Wochenende nachts mindestens alle 20 Minuten).
  • Die örtliche Infrastruktur ist hervorragend, in Fussdistanz befinden sich diverse kleine Läden (u.a. Supermarkt, Bäckerei, Buchhandlung) und Dienstleistungen (u.a. Post, Restaurant) sowie eine Kindertagesstätte und die Grundschule.
  • Das Gebiet ist sehr ruhig und Naherholungsgebiete (Parkfriedhof, Alstertal) befinden sich in unmittelbarer Nähe

Stolpersteine

  • Die Abhängigkeit von einer einzigen öV-Verbindung (S-Bahn-Linie) kann im Störungsfall zu Schwierigkeiten führen. Der S-Bahnhof war bis 2019 nicht barrierefrei (Bahnsteig nur über eine lange Treppe zu erreichen).
  • Aus Kostengründen konnten die Wohnungen nicht barrierefrei gebaut werden, die Gebäude sind aber nur dreistöckig.

Erkenntnisse

  • Auch in einer Lage abseits der Innenstadt (10km Luftlinie), in einem eher autoorientierten vorstädtischen Wohngebiet kann autofrei wohnen funktionieren, wenn die öV-Anbindung sowie die örtliche Infrastruktur ausreichend sind.
  • Die Mischung aus Eigentum und geförderten Mietwohnungen ermöglichte unterschiedlichen Haushalten autofreies Wohnen. Bestehende Genossenschaften können für Interessierte ohne genügend Eigenkapital einen Weg bieten, um autofrei zu bauen.

Quelle: Doktorarbeit Daniel Baehler, Université de Lausanne, 2019


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