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Ja, aber...

Das ist ja alles schön und gut. ABER…

…diese Form von Wohnungsbau bringt keine Kostenvorteile, weil die Einsparung für die Ersatzabgabe verwendet werden muss.
-> An etlichen Orten werden die Baureglemente angepasst. Sie verlangen neu keine Ersatzabgabe mehr, wenn auf den Bau von Parkplätzen verzichtet wird, wie zum Beispiel im Kanton Bern.

…dann wird einfach das Umfeld zuparkiert.
-> Hier gilt es mit restriktiven Reglementen und präzisen Ergänzungen zu den Mietverträgen eine gute Lösung zu finden. Wichtig ist der Dialog mit der Anwohnerschaft von Anfang an.

…die Akzeptanz bei den BewohnerInnen ist gar nicht da.
-> Eine sorgfältige Standortwahl und adäquate Umsetzung des Projektes ist durch eine partizipative Planung zu erreichen. Und die Nachfrage nach autofreien oder autoarmen Wohnsiedlungen ist gross.

...in der Stadt ist autofreies/autoarmes Leben einfach, wohl aber kaum auf dem Land, wo man doch sehr vom Auto abhängig ist.
-> Mit konkreten Angeboten der Siedlung (beispielsweise eigenen Leihautos oder einer Gemeinschafts-Velowerkstatt) kann die fehlende Standortgüte kompensiert werden. So ist autoreduziertes Wohnen auch an Standorten ohne perfekten ÖV möglich, wie das Beispiel Aegerten, Kochermatte zeigt.

… die Vermietbarkeit wird schwieriger
-> In den grösseren Städten besitzen die Hälfte der Haushalte kein eigenes Auto. Wohnen ohne Auto ist heute der Normalfall. Indem die Besitzquote (Kauf) tiefgehalten wird und flexible Modelle mit Vorhalteflächen umgesetzt werden, kann diesem Vorwand zusätzlich entgegengewirkt werden.

…die Bedürfnisse der BewohnerInnen ändern mit der Zeit
-> Erfahrungen zeigen, dass nicht nur einschränkende Vereinbarungen mit den Mietenden getroffen werden sollten. Eine gute Standortwahl und ein umfassendes Angebot an alternativen Mobilitätsdienstleistungen verringern das Risiko, dass Nachfrage und Angebot im Verlaufe der Zeit nicht mehr zusammenpassen.

...mehr Menschen brauchen doch mehr Autos.
-> Es stimmt, die Wohnungsnachfrage ist seit längerem hoch. Der Druck auf den Raum und die Infrastruktur steigt, gerade darum sollten wir auf flächeneffiziente Mobilität setzen.

…das führt zu Ghettoisierung
->Mit Anlässen und einer offenen Kommunikationskultur kann der Austausch zwischen BewohnerInnen und dem Quartier gefördert werden.

…es existieren keine langfristigen Erfahrungen mit solchen Projekten
-> Dieser Vorbehalt trifft nicht zu. Autoreduziertes Wohnen gibt es im Ausland seit den 1990er Jahren und auch in der Schweiz gibt es immer mehr Beispiele – die Plattform autofrei/autoarm Wohnen stellt Erfahrungen von bisherigen Beispielen zusammen, damit deren Erfolgsfaktoren bekannt werden und Erkenntnisse daraus gewinnbringend für neue Projekte genutzt werden können. Ausserdem sind grosse Teile der Städte, alle älteren Quartiere, autofrei oder autoarm und zeigen, dass dieses Modell funktioniert. Auch die Doktorarbeit von Daniel Baehler analysiert unter anderem langfristige Aspekte autoreduzierter Wohnsiedlungen.

…es gibt juristische Schwierigkeiten
-> Die Erfahrungen bestehender Projekte zeigen, dass es verschiedene Lösungsansätze gibt. Mit den aktuellen oder zukünftigen Änderungen in Parkplatzverordnungen wird der Weg für autobefreite Siedlungen zudem weiter geebnet. Entscheidend ist eine offensive, klare Kommunikation, was die Bauträgerschaft, respektive die Verwaltung will.

...das hört sich alles gut an und es gibt auch schon viele funktionierende Beispiele in der Schweiz. Also gibt es gar keinen weiteren Handlungsbedarf.
-> Das ist leider nicht so. Hier muss der gesamte Wohnungsmarkt unter die Lupe genommen werden. Es gibt ca 4,5 Mio Wohnungen in der Schweiz und jährlich werden ca 50'000 (Zahl 2018: 53'199) neue Wohnungen gebaut. Wir schätzen, dass es schweizweit aber nur einige 1'000 Wohnungen gibt, welche autoreduziert neu erstellt worden sind.